Abmahnwelle der Meisel-Verlagsgruppe
und der Kanzlei Wollmann & Partner
gegen deutsche Lyricswebsites (Seite 2)

Nachdem die ersten Abmahnschreiben bei Sitebetreibern eingetrudelt sind, haben sich die Betroffenen "virtuell"
zusammengefunden um Infos gegenseitig auszutauschen. Zum Beispiel auch Kopien der ganzen Abmahnschreiben,
Aktenzeichen, Presseberichte, Vorgehensweisen etc. pp. Dabei wurde uns auch erst der Umfang der Chose
bewußt, und daher weiß ich z.B. auch, daß es alles nur Verlage einer Verlagsgruppe sind (u.a. hat der
Verlag/Anwalt wohl auch versucht den SWR3 abzumahnen, die bieten Übersetzungen von Lyrics an; nach einer
Reaktion der Rechtsabteilung des SWR, haben sie aber alle Forderungen umgehend fallen lassen).

Eine ziemlich große, deutsche Lyricssite hat sich im April geweigert, eine Unterlassungserklärung abzugeben, da
dort die Texte nicht vom Sitebeteiber hochgeladen wurden, sondern von Mitgliedern/Usern der "Community".
Die Kanzlei Wollmann & Partner (bzw. Herr Tavanti) hat dann versucht, beim Landgericht Berlin eine weitere EV
gegen den Sitebetreiber zu erwirken, allerdings hat das LG Berlin das nicht gemacht, sondern statt dessen eine
Anhörung angesetzt (angeblich hat Herr Tavanti im EV-Antrag allein vier Seiten damit zugebracht, zu erklären
warum seine Abmahnwelle eben _keine_ Serienabmahnung sei). Die beiden Parteien haben sich dann bei/nach
dieser Anhörung geeinigt, was nun konkreter Inhalt dieser Einigung ist, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis,
da der Betreiber ein Schweigeabkommen mit dem Anwalt geschlossen hat. (als es vor seiner Anhörung noch
darum ging, daß bitte _alle_ ihre Scans der Abmahnschreiben hochladen, war er noch sehr engagiert; nach
erfolgter Einigung war er dann plötzlich sehr auskunftsunwillig; tscha ...).
Die Site ist noch online, und Texte gibt es dort immer noch.

Nachdem sich der Presserummel (nach dem Bericht bei Heise hat die Sache ja auch etwas weitere Kreise
gezogen und auch die Gästebücher aktueller Künstler zeitweilig lahm gelegt) etwas gelegt hatte, fing der Anwalt
wieder an, Leute am Telefon unter Druck zu setzen um das Geld einzutreiben.

Ich habe munkeln hören, daß ein anderer Sitebetreiber, um weiteren Ärger und evtl. höhere Zahlungen zu
umgehen an die Kanzlei gezahlt hat. Allerdings nicht 1.600,57 Euro pro Schreiben, sondern ca. ~2.000,- Euro
komplett; das entspricht in etwa ~200,-- Euro pro Schreiben. Jemand anders wäre wohl mit ca. ~500,-- Euro
komplett (das wären dann ca. ~60,-- Euro pro Schreiben bei ihm) aus der Sache rausgekommen, aber soviel
Geld hatte er nicht.

Von einigen anderen Betroffenen im Forum hört man auch nichts mehr, vermutlich ist es also auch bei
weiteren zu "Einigungen" gekommen. Hat ein wenig was von Schutzgelderpressung, das ganze.

Zwischenzeitig ist mir auch die Person virtuell über den Weg gelaufen, die offenbar hinter den beiden
Dialersites steckte, die den Stein vermutlich erst ins Rollen brachten. Ihm könne keiner was, da er
"als kluger Mann natürlich vorgebaut hat" und die Leute, die jetzt Probleme hätten seien schlicht nicht
klug genug (so wie er) höhnte er (sein Vokabular war etwas blumiger). Er scheint hinter golyr.de zu
stecken, und die sitzen laut Impressum in Estland.


Am 25.05.2005 hat Herr Tavanti sich dann wieder telefonisch mit mir in Verbindung gesetzt, um
abzuklären, wie ich mir das denn nun mit dem Geld vorstelle. Am Telefon war er "grad nicht informiert, wie wir
verblieben waren". Ich habe ihm dann gesagt, daß ich die Sache als erledigt betrachte, da sowohl er (in der
Stellungnahme auf der Wollmann-Site und auch in Interviews in Webzeitungen) als auch Herr Meisel (in einem
Radiointerview) gesagt haben, daß sich die Aktion nur gegen gewerbliche und kommerzielle Sites richtet.
Und ich mit meiner unkommerziellen, ungewerblichen Site damit also nicht betroffen bin.
"Das haben Sie falsch verstanden, soo einfach ist das nicht", war seine Antwort. Er wollte sich meine Site dann
nochmal anschauen und mich in der darauffolgenden Woche anrufen.

Bis heute (06.07.2005) ist der Anruf nicht erfolgt. Mal sehen was da noch kommt.

Spannend ist übrigens auch, daß Herr Tavanti in unserem ersten Telefonat zu mir meinte, daß es völlig rechtens sei,
daß sein Mandant (Meisel-Verlagsgruppe) eine Anwaltskanzlei mit der Sache beauftragt hat, da die Rechtslage
dabei ja ziemlich kompliziert sei, und man seinem Mandanten nicht zumuten könne, die Sites erstmal per eMail
zur Löschung der Texte aufzufordern. Schließlich ist dafür ja Fachwissen nötig, welches sein Mandant nicht besäße.

Hat mich damals schon gewundert, daß eine Verlagsgruppe nicht die Sachkunde für Unterlassungsaufforderungen
besitzen soll. Mittlerweile habe ich erfahren, das ein Herr Michael Wewiasinski bei der Gebr. Meisel GmbH und der
Meisel-Verlagsgruppe der "Copyright Manager" ist und sehr wohl die nötige Sachkunde besitzt. Andernfalls ist die
Wahl der Bezeichnung seiner Stelle wohl etwas unpassend.

Tscha, bis jetzt ist bei mir und auch etlichen anderen noch nichts Finales entschieden. Von einer Klage bezüglich
der Anwalts"kosten" ist mir bisher nichts bekannt.


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Interessant für auch Betroffene (könnte, wenn das so weitergeht bald jeder Webseitenbetreiber sein):
www.abmahnung.de und www.abmahnwelle.de

Drückt die Daumen Folks, sowas darf nicht noch weiter einreißen.

Gruß Paddy

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